Ron Wood / I Feel Like Playing / 2010

Es gibt Musiker die „chronisch“ unterschätzt werden, zu denen zählt Ronald David „Ron“ Ronnie Wood. Klar, Kenner wissen natürlich, dass es sich um den „zweiten“ Gitarristen der Rolling Stones handelt. Seine Karriere begann bei der Jeff Beck Group, um dann bei der Auflösung mit Rod Stewart bei den englischen Small Faces einzusteigen. Nach der Namensänderung zu The Face, avisierte Ronnie Wood mit Rod Stewart zum Songschreiber für die Band. Die Freundschaft zu Rod hielt auch nach der Auflösung der Band und so war er als Gitarrist immer mal da, wenn der ex Sänger von The Face und ehemaliger Bandkumpel für seine höchst erfolgreiche Solokarriere einen Gitarristen brauchte. Im Jahr 1975 wurde er dann festes Mitglied der Rolling Stones, die den freiwilligen Abgang von ihrem Gitarristen Mick Taylor kompensieren mussten. Ronnie’s eigene Solokarriere umfasst einige Tonträger und mit I Feel Like Playing, wohl sein bestes Werk!

Die 12 Tracks plus die 2 early Sessions Songs als Bonus überraschen. Es sind tolle Songs, getragen von feinen Gitarren-Linien. Obwohl der Gesang von Ronnie Wood nicht seiner Kernkompetenz zugesprochen werden kann, passt es zu den Songstrukturen. Ab und zu wird er dabei auch unterstützt, was den Songs nur gut tut. Der Tonträger bewegt sich im Genre Rock, ein bisschen Reggae und eine Brise Blues. Es ist ein richtig guter „Wohlfühl“ Tonträger der richtig Spass macht beim zu hören. Wenn man sich die „Beteiligungen“ von seinen Kollegen bei diesen Aufnahmen zu Gemüte führt, überraschen die tollen Tracks nicht wirklich. Slash, Waddy Wachtel, Bernard Fowler, Jim Keltner, Billy Gibbons etc. sind feste Grössen im „Rockcircus“. Why You Wanna Go An Do A Thing Like That For eröffnet angenehm den Reigen der guten Songs. Mit Sweetness My Weakness wird uns ein entspannter Reggae Song geboten. Lucky Man, Don’t Think So, 100%, Fancy Pints sind tolle Rocker. Tell Me Something ist ein schöner Song und eigentlich tolles Futter für Radiostationen. Dies ist aber eine andere Geschichte…..! Man kann feststellen, auch die von mir nicht erwähnten Songs sind gehobenes Mittelmaß! Kein Füller auf diesem Tonträger ist zu vermelden. Ja, der allzeit unterschätzte Musiker kann mehr als nur bei den Stones die „zweite“ Gitarre zu spielen. Da kann man nur sagen, Ronnie, bitte mehr davon! Der Kerl hat auch noch andere Talente! Seine Gemälde, Zeichnungen und Grafiken zierten schon Ausstellungen weltweit. Guter Mann dieser Ronnie Wood!

Album: I Feel Like Playing

Erscheinungsdatum: 2010

Musicexpert:****

Beste Songs: Why You Wanna Go And Do A Thing Like That For, Sweetness My Weakness, Lucky Man, I Don’t Think So, 100%, Fancy Pants, Tell Me Something

Ronnie Wood - I Feel Like Playing (Limited Edition & Bonustrack, Japan Edition)

Genre: Classic Rock

Lindsey Buckingham / 2021

Lindsey Buckingham, Mastermind von Fleetwood Mac mit seinem selbstbetitelten Album. Viel musste er in der vergangen Zeit bewältigen! Den Rausschmiss seiner Stammband, obwohl Mick Fleetwood es anderes formulierte…,! Eine Notoperation am Herzen und zuletzt die Scheidung seiner Frau Kristen. Ja, da kann einem schon mal der Boden unter den Füssen wegbrechen. Lindsey Buckingham hat sich zum Glück gefangen und beglückt seine Zuhörerschaft mit seinem 9 Soloalbum, wenn man die Alben Buckingham/Nicks und Buckingham/McVie mit einberechnet. Seine Alben sind nie ganz einfach anzuhören. Vielschichtig, experimentell und zum Teil mit komplexen Songtrukturen versehen, „zwingt“ einem der Visionär – Meister genau zuzuhören. Das der geniale Gitarrist permanent von einigen Journalisten der Fachpresse bis heute unterschätzt wird, muss man einfach zur Kenntnis nehmen. Kenner wissen, um die musikalische Genialität dieses Könners. Solo macht der Musiker innovativen Pop/Rock, was er mit dem Flaggschiff Fleetwood Mac nur auf dem Album Tusk durchsetzen konnte. Beim nächsten Tonträger Mirage wurde dann auf Druck des Labels wieder die kommerzielle Schiene bedient! Wenn man sich die 10 Tracks seines neuen Albums durchhört stellt man fest, wieso er nie und nimmer „alleine“ den kommerziellen Erfolg ohne FM erwirken kann. Lindsey Buckingham hat alle Instrumente in seinem Homestudio in L.A selber eingespielt. Mit der heuten Technik ist das natürlich kein Problem mehr. Nur eben ein Drumcomputer ersetzt noch lange nicht das echte Schlagzeug. Der Gesang wandelt sich bei einigen Songs eher in ein Geflüster, was dann wiederum fast schon eine gepflegte Langweiligkeit hergibt. Der Anteil von Rock ist eher gering gehalten und so kann das Album in die Kategorie Pop gelistet werden. Sein Gitarrenspiel ist natürlich Weltklasse und fügt sich magistral in das Soundgefüge ein. Irgendwie ist die Produktion zu perfekt geraten! Keine Ecken und Kanten und kein richtiges „ausbrechen“ seiner Gitarrenläufe. Ein bisschen mehr Rockanteil hätte dem Album gut getan. Die Klangbilder sind extrem „warm“ produziert worden und erschmeicheln richtig angenehm unsere Gehörgänge – spricht ganz klar für die superbe Produktion und seine Fähigkeiten als Produzent. Der Themenbereich ist natürlich durch das erlebte gegeben. Krankheit, Schmerz durch die Trennung und erahnte Zitate über seine „alte Band“ führen durch die meisten der 10 Songs.

Der Eröffner mit Scream kommt geschmeidig daher und zeichnet sich durch eine tolle Melodie aus. Da hört man ein wirklich toller Gesang und schöne Harmonien. Ein bisschen kurz geraten ist der Song aber sehr gut. Mit I Don’t Mind gelingt ihm eine Perle der Schönheit. Was für ein toller Song mit Hit-Potential, wenn es nur eine andere Zeit wäre…! Man stelle sich da bei diesem Song noch Stevie Nicks vor….! Es wäre mit Bestimmtheit ein FM Klassiker- ganz sicher. On The Wrong Side setzt den Reigen toller Melodien toll fort. Eingängig und stimmig in der Gesamtheit, so muss ein Pop Song strukturiert sein. Die Melodieführung der Gitarre fügt sich grandios in den Song ein. Der Swan Song kann das vorgegebene Niveau locker halten. Ein Song mit typisch „verschachtelten“ Lindsey Strukturen und Gitarrenlinien die einfach faszinieren. Blind Love übt sich dann in gepflegten balladesken Strukturen, ohne aber in Peinlichkeit zu verfallen. Eigentlich ein angenehmer aber unspektakuläre Song. Time schrammt dann aber ganz knapp an dem Kitschfaktor vorbei. Irgendwie langweilig tut der Song wenigstens nicht weh! Mit Blue Light nimmt der Tonträger wieder leicht Fahrt auf. Nicht mehr das ganz grosse Melodien Kino aber akzeptabel. Der nächste Song mit Namen Power Down ist so ein richtiger LB Song. Verschachtelt und „aufgeschichtete“ Harmonien die auf Anhieb nicht ganz zugänglich sind aber sehr spannend anzuhören! Santa Rosa kommt dann angenehm und die Ecke und geht unaufdringlich in unsere Gehörgänge. Das Schlussbouquet läutet dann der Song Dancing ein! Was und wie soll ich es sagen! Es ist so ein langweiliger Song, der mit Dancing rein gar nichts zu tun hat. Ein Schlaflied der trägen Art und eigentlich nicht auf dieses Album gehört, wie ich finde. Sehr schade so einen Abschluss auf einem sonst ziemlich überzeugenden Album!

Insgesamt kann man sagen ein tolles Album mit einigen Höhepunkten und einem total Ausfall! Eigentlich ist es verschwenderisch solch ein Album herauszugeben, ohne der Mitwirkung seiner ehemaligen Band. Man kann sich nur vorstellen, was das für ein grosses FM Album es geworden wäre mit Zutaten von Stevie, Christine, Mick und John. He, tut euch wieder zusammen, bekanntlich wurden die ersten Gespräche bereits geführt.

Album: Lindsey Buckingham

Erscheinungsdatum: 2021

Musicexpert:****

Beste Songs: Scream, I Don’t Mind, On The Wrong Side,Swan Song, Power Down

Lindsey Buckingham (Fleetwood Mac) - Lindsey Buckingham

Genre: Pop, Classic Rock

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