The Rolling Stones Blue & Lonesome

Die Rolling Stones kommen mit einem astreinen Blues Album aus der Ecke…?! Um es gleich vorwegzunehmen, was da die Herren Jagger, Richards, Wood, Watts und eine ausgelesene Musikergilde im „Mark Knopfler’s“ Studio in London erbracht haben ist als ganz grosses Blues Kino zu bezeichnen! Es ist sehr viel mehr als nur ein simples Blues Album geworden. Die Stones gingen zurück zu ihren Wurzeln und haben so ihren alten Idolen mit diesem Album verdienten Respekt gezollt! Gemäss ihren Aussagen(wurde im Umfeld bestätigt), erspielten sie das Album in nur 3 Tagen „ohne doppelten Boden“. Es wurde Live eingespielt. Wie ich finde, hört man das dem Album im positiven Sinne auch an. Rau und „dreckig“ und doch berührend charmant ist die Grundausrichtung der 12 Tracks. So werden sie ihren eigenen Attributen bestens gerecht! Es sind keine polierten Hochglanz Blues-Linien eines virtuosen Joe Bonamassa herauszuhören. Im übrigen schätze ich diesen Musiker ebenfalls sehr, nur das man mich nicht falsch versteht!

Nein, die Herren transportieren den alten Chicago Blues in die heutige schnelllebige Zeit, ohne aber die Authentizität jener Zeit zu vergessen – das nenne ich mal hohe Kunst. Die alten Blueser mit Namen Buddy Johnson, Howlin’Wolf, Memphis Slim, Magic Sam, Little Walter, Miles Grayson and Lermon Horton, Eddie Taylor, Otis Hicks and Jerry West, Ewart G.Abner Jr. and Jimmy Reed und Willi Dixon werden von den Stones musikalisch wohlverdient verehrt. Es sind ja nicht die ganz bekannten Blues Heroen mit denen sich die Band da auseinander gesetzt hat. Nein, so einfach hat man es sich wirklich nicht gemacht! Mir persönlich waren bis jetzt eigentlich nur Jimmy Reed und Willi Dixon geläufig! Um so mehr tiefe Bewunderung für die Stones, die es da frei von jedem auferlegten kommerziellen Zwang geschafft haben, ein solch faszinierendes und tolles Album einzuspielen. Kein„Schnick-Schnak“ mit Computer-Spielereien am Mischpult und No Overdubs! Das alleine schon erzeugt Respekt und volle Anerkennung, denn es ist alles zum „berühren nah“, nicht audiophil sondern echt – Trade Mark Rolling Stones!

Alle 12 Tracks sind glanzvoll und mit dem nötigen Druck eingespielt worden, doch einige Songs „stechen“ trotzdem hervor!  Commit A Crime ist ein echtes Blues-Brett! Ich glaube es fast nicht, was da die Herren bluesiges hingezaubert haben. Da kann man gar nicht ruhig zuhören, nein „Mitwippen“ ist angesagt. Die geilste Version ist aber auf YouTube zu hören – Live im White House zu Ehren Barack Obama! Jeff Beck knallt da die Riffs unglaublich cool aus dem Ärmel. Der Gastauftritt von Mick Jagger/Jeff Beck und Co. hatte es in sich! Nun aber wieder zurück. Blue & Lonesome ist der Namensgeber des Tonträgers. Es ist ein „schwer“ gespielter Blues. He, ich rieche und sehe die Sümpfe von Louisiana vor meinen Augen. All Your Love hat einen unglaublichen Groove anzubieten! Everybody Knows About My Good Thing ist ganz grosses Kino – Blues vom feinsten mit einer tollen Slide Gitarre…! Eigentlich müsste man alle Tracks aufzählen. Ich staune einfach nur über die intensiven Songs, hätte ich Ihnen nie und nimmer zugetraut. Hate To See You Go ist auch so ein grandioser Knaller. Alle Tracks sind auf einem hohen Level gespielt. Es groovt und zieht – es lebe der Blues in der Zeit 2016!

Die Gitarren der Herren Richards und Woods habe ich selten bis gar nie so „geölt“ spielen gehört. Das sind wie Zahnräder, die ineinander greifen. Der Motor läuft wie geschmiert! Da hätte es den guten Eric Clapton gar nicht gebraucht, denn dieser veredelt bei 2 Tracks mit seinen Gitarren-Linien die Songstrukturen filigran –  Everybody Knows About My Good und I Cant’Quit You Baby. Nun kommen wir zu Charlie Watts…. er ist eben der gute alte Charlie, dieser mit stoischer Ruhe seine „Felle“ bedient. Er macht eben alles richtig, nicht zu viel und  nicht zu wenig…! Ja, wenn haben wir da noch…klar doch… Mick Jagger! Der Kerl ist unglaublich gut drauf auf diesem Album. Was er da mit seiner Harp anstellt ist schlicht weg Weltklasse. Seine Stimme ist zum Teil mit leichtem Hall unterlegt, dies passt aber hervorragend zu den Tracks. Auf keinen Fall möchte ich den Langzeit-Basser Darryl Jones und den Tasten-Mann Chuck Leavell  vergessen, denn diese legen  einen wichtigen „Sound-Teppich“ hin, die es den Herren Jagger und Co. erlaubt, so tiefsinnig den schwarzen Blues zu zelebrieren. Die mir vorliegende 180g Vinyl Ausgabe gibt einen hervorragenden Sound her. Alles kommt differenziert klar rund sauber aus den Boxen. Da kann ich beim besten Willen wirklich nicht nachvollziehen(?!)…was da einige Rezensenten auszusetzen haben. Nochmals der Sound von der Vinyl ist top! Für mich ganz klar Album des Jahres 2016. Achtung Suchtgefahr!

Album: Blue & Lonesome

Erscheinungsdatum: 2016

Tracklist: Just Your Fool, Commit Crime, Blue And Lonesome, All Your Love, I Gotta Go, Everybody Knows About My Good Thing, Ride ‚Em On Down, Hat To See You Go, Hoo Doo Blues, Little Rain, Just Like I Treat You, I Can’t Quit You Baby

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