Interview im Gaswerk Seewen Switzerland mit der Legenden Band Ten Years After Ric Lee und Marcus Bonfanti

Da eigentlich der Interview Termin am 1. Dezember vorgesehen war und wir uns darauf auch einstellten, kam mein kurzfristiger OP Termin betreff meinem Knieleiden, der ebenfalls am 1. Dezember angesetzt worden ist sehr ungelegen! Verschieben konnte ich also nur das Interview und zwar auf den 30. November. Dafür musste ich aber alles in Bewegung setzen und auf die Bestätigung des Management warten. Dieses O.K. kam zum Glück noch rechtzeitig, also noch am Abend zuvor…Somit wurden wir gebeten uns um ca. 18 Uhr in Seewen/Gaswerk einzufinden. Vorgesehen war nach dem Soundcheck ein 15 minütiges Interview mit Chick Churchill und Marcus Bonfanti. Auf der Fahrt von Zürich nach Seewen, die etwa 1 Stunde dauerte, konnte sich mein Inneres nicht entscheiden, ob ich mehr vor dem Interview oder vor meiner Operation „Bammel“ hatte…! Ich war jedenfalls sehr froh, dass mich Jerry Junkins bei diesem Interview begleitete und unterstützte und so meine fundierten Fragen in ein stilsicheres Englisch übersetzen konnte. Also waren wir top vorbereitet und eingespielt – mit dabei Fragebogen und Aufnahmegerät. Ein bisschen zu früh angekommen, mussten wir etwa 30 Minuten warten, bis wir den Musikern zugewiesen wurden. He, auf Woodstock Helden wartet man doch gerne…!

Es gab ein Regie-Wechsel, denn Ric Lee der Schlagzeuger und Gründungsmitglied, kam anstelle von Chick Churchill zum Interview – ich glaube das kam spontan so zu Stande. Dann gesellte sich Marcus Bonfanti zu uns, um in einer ruhigen Ecke der Location mit Ric Lee sich meinen Fragen zu stellen. Da beide Musiker sehr sympatisch und angenehm „rüberkamen“, gestaltete sich das Interview locker und hemmungsfrei! Jerry Junkins führte sozusagen durchs Programm und ich ergänzend zu den vorbereiteten Fragen.

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Hi Ric und Marcus, herzliche Gratulation zu eurem starken Blues Rock Album A Sting In The Tale – es ist sehr gitarrenlastig geworden!

“ Oh danke Mann, ist sehr nett von Dir.“

Tracks wie Suranne Suranne, Diomant Girl oder Guitar Hero, hätten es verdient bei den Radiostationen gespielt zu werden!

“ (Marcus) Ja das stimmt! Suranne, Suranne ist unsere Singleauskopplung aus dem neuen Album. In England ist es nicht möglich, dass solche Sachen gespielt werden, denn die Playlisten sind da schon vorgegeben. In anderen Länder ist es eher machbar – nur eben die musikalischen Zeiten haben sich definitiv verändert!“

War es keine Option nach dem Weggang von den Bandmitgliedern Leo Lyons und Joe Gooch aufzuhören – immerhin waren es doch langjährige Mitglieder!

“ (Ric) Das hat uns als Band natürlich schon vor erhebliche Probleme gestellt. Wir mussten wirklich überlegen, was nun zu machen ist. Tatsächlich gab es auch das Szenario ganz aufzuhören, aber dann kam doch die Einsicht weiter zu machen. Den Namen Ten Years After wollten wir einfach weiterleben lassen! Das Problem bestand darin…wir hatten keinen Lead Gitarristen, Sänger und Bassisten … also begannen wir uns auf die Suche zu machen!“

Wie entstand die Verbindung zu den „Neuen“ Marcus Bonfanti und Colin Hodgkinson?

„(Ric)Colin Hodkinson war eigentlich von Anfang an unsere Nr. 1 als Ersatz für Leo Lyons. Ein richtiger Wunschkandidat! Er war gerade fertig mit dem Davis Spencer Projekt un somit empfänglich bei uns sofort einzusteigen. Ihn kannten wir ja schon von früher. Er spielte in seiner Vergangenheit ja schon in tollen Bands. Bis wir bei Marcus Bonfanti angekommen waren, dauerte es doch erheblich länger! Wir sind aber richtig froh, dass es mit ihm geklappt hat. Marcus nickte bestätigend und fügt hinzu, dass er richtig froh sei, ein Bestandteil von dieser rumreichen Band zu sein. Zum Glück hat es schlussendlich geklappt und die Band hat sich zum richtigen Zeitpunkt für mich entschieden meint er. Man hat natürlich einige Gigs von Marcus vorher angeschaut fügt Ric hinzu. Immerhin hatte er schon 3 Solotonträger herausgegeben. Zuerst war da aber noch ein anderer Gitarrist den wir im Visier hatten aber die „Chemie“ klappte eben nicht so richtig!  Marcus wurde uns sozusagen über Facebook empfohlen, unter dem Motto, he sieht her, da ist ein guter Blues Rock Sänger, der auch noch toll Gitarre spielen kann. Bei der ersten Kontaktaufnahme war Marcus natürlich sehr interessiert an der Band. Es stimmte für mich von Anfang an, so Marcus. So etwas spürt man sofort. Seine Bühnenpräsenz ist top ergänzt Ric. Ein richtig professioneller Musiker, man muss ihn einfach mögen diesen netten Kerl. Marcus erzählt uns das er von der Band höflich aufgefordert worden ist Demo-Bänder aufzunehmen und dies in einem überschaubaren Zeitfenster von einigen Tagen. Schnell wie der Wind habe er schon nach 2 Tagen alle Demos im Kasten gehabt! Danach wurden insgesamt 15 Songs geprobt, ohne der Zusage das ich schon das neue Bandmitglied bin(!) lässt Marcus lächelnd verlauten. Ric meint Marcus sei eben sehr bescheiden, er wollte sich nicht aufdrängen… Als man dann noch Bilder von der „neuen“ Band anfertigen lies, musste er die Fragen aller Fragen schon stellen… Bin ich jetzt euer neuer Sänger/Gitarrist? Ja klar sagte die Band, endlich war die „Suppe gekocht“! Nun war die Band wieder komplett und hatte ihren Gitarristen, der erst noch singen konnte! Etwa im März 2013 waren schon die ersten Auftritte. Die erste Show wurde bereits aufgezeichnet(DVD) meinte Marcus.“

Wenn ich richtig liege, begann der personelle Findungsprozess demzufolge  im Jahr 2013. Stimmt das so im Zeitfenster?

Ja genau das Datum kommt so hin! Jetzt ist bereits wieder 2017 und bald 2018, wie die Zeit nur vergeht!“

In der heutigen Streaming Zeit einen neuen Tonträger aufzunehmen ist schon ziemlich mutig. Ich nehme mal an der Anlass ist das 50järige Jubiläum? Geld lässt sich da wohl kaum mehr verdienen…

“ Eigentlich war der Grund einen neuen Tonträger zu veröffentlichen tatsächlich unser 50 jähriges Jubiläum. Alle Bandmitglieder wollten ein neues Album unbedingt aufnehmen. Der kommerzielle Hintergedanke Geld zu verdienen ist in der heutigen Musiklandschaft weit, weit weg…. Beim Aufnahmeprozess hatten wir zuerst 20 Songs, 16 wurden dann aufgenommen und 12 schafften es dann auf das Album! Ja, so läuft eben das herausfinden, welcher Song passt am besten zum Album. Obwohl die alten Songs von uns sehr gerne gespielt werden, wollten wir mal wieder mal ganz neues Material aufnehmen. Das hat auch den Vorteil bei Live Konzerten für eine gewisse Abwechslung und Spannung zu sorgen. Eine gute Mischung kommt immer gut an.“

Wie ich finde ist es ein tolles Gruppenalbum geworden, denn jeder Musiker bringt seinen wichtigen Anteil zu diesem Tonträger.

„(Ric) Wir haben viel darüber diskutiert, wie wir es angehen wollen. Sehr wichtig war uns das Wohlbefinden, jeder konnte und sollte sich einbringen, denn nur so kann ein dynamisches Gruppenalbum entstehen. Wir haben zwar als Band mit den Songs zusammen live geprobt aber dann alles für das Album separat aufgenommen.“

Wie war der Aufnahmeprozess?

„(Ric/Marcus)Bis wir alles im Kasten hatten, vergingen dann doch Monate. Da ja nicht alle immer am gleichen Ort ihre Ideen zum Ausdruck bringen konnten, da auch in verschiedenen Studios der einzelnen Musiker die Ideen entstanden. So wurden dann eben die Bänder hin und zurück zugestellt. Marcus meint das der Altersunterschied(er ist bedeutend jünger als seine Kollegen) sei auch nie ein Problem gewesen, denn sie arbeiteten wirklich toll und intensiv zusammen. Das kollektive Ziel war ein würdiges Jubiläumsalbum zu erstellen. Ab und zu musste ich das Arbeitspensum drosseln, denn ich war so im Eifer und ja, ich wollte Rücksicht auf meine Kollegen nehmen.“

(So, jetzt kommt eine heikle Frage) Zu Anfangszeiten, da meine ich die Ära Alvin Lee! Warum war eigentlich nur der tolle Alvin für das Songwriting verantwortlich? War Alvin so dominant?

„Ric sagt nun fast schon geheimnisvoll das er in seinem kommenden Buch über die Band und Alvin ziemlich genau die damalige Situation beschreiben werde. Ja, da bin ich aber mal gespannt denke ich mir…! Nun ergänzte er meine Frage doch noch. Der gute Alvin wollte eben alles immer alleine machen. Eigentlich wollten sich damals alle miteinbringen und Songs schreiben aber Alvin „riss“ alles an sich. Alvin begründete es damals so“ Ich kann nicht Lyrics schreiben und singen, die nicht von mir entstanden sind!“ Das wiederum befremdete die damaligen Bandmitglieder sehr, denn zu Anfangszeiten, gemeint die ersten 2 Alben, hatte die Band doch viele Cover-Versionen, diese dann Alvin ja auch zum besten geben konnte!“ Da damals Alvin der Superstar an der Gitarre war, lies man ihn gewähren. Ich merkte an den Ausführungen von Ric, dass Alvin kein einfacher Zeitgenosse war – aber ein genialer Gitarrist.“

Wenn wir schon von früher reden, wie war Alvin Lee als Mensch denn so?

“ Ric lässt verlauten….Alvin war unberechenbar! Es gab Tage da war er top drauf und zugänglich, dann aber wieder Phasen… da wurde die gute Stimmung von ihm gekippt. Er konnte einen Raum  betreten und man wusste schon, was zu erwarten war…! Ric möchte aber festhalten, dass Alvin ein brillanter Gitarrist war(Alvin vertarb leider im Jahr 2013) und er ihm als Musiker höchsten Respekt zolle!“

Nun die Frage die natürlich kommen muss und erlaubt sein darf. Ric, ihr wart in Woodstock, habt ihr da Jimi Hendrix kennengelernt?

“ (Ric) Yes! Jimi habe er auch schon vor dem Wodstock Festival getroffen. Ten Years Ater spielten in dieser Zeit ab und zu auch im Vorprogramm von Jimi. Das er ein brillanter Musiker war steht ausser Frage. Er konnte einfach alles spielen auf seiner weissen Fender Gitarre. Sie jammten auch ab und zu zusammen. Jimi schnappte sich eine Bassgitarre und spielte als Linkshänder quasi seitenverkehrt – der Kerl war einfach genial! Im übrigen war er ein sehr netter und anständiger Kerl. Ich mochte in sehr. Sehr schade, was dann mit ihm geschah…..“

Nun wieder zur Gegenwart. Ihr spielt vorwiegend in kleineren Hallen und Clubs, früher waren es die grossen Hallen und Festivals, habt ihr Probleme damit? Wie lange macht ihr weiter?

Nein Probleme nicht! Wir lieben die Musik und spielen dort, wo man uns sehen will. Wie lange wir noch weiter machen wollen…. Mindestens nochmals 50 Jahre, ha ha ha – grosses Gelächter in der Runde!“

Danke für das tolle Interview meine Herren! Ich konnte es mir nicht verkneifen mit Marcus „Shakehand“ zu machen für sein tolles Gitarrensolo bei dem Track Diamont Girl! Dies wurde in einem Take aufgenommen sagte er mir. Für den Fototermin mit mir waren die Musiker sofort bereit. Gerne wurde auch das mitgebrachte Vinyl von allen Musikern unterschrieben. So endete dann ein wirklich angenehmes und spannendes Interview mit Ric und Marcus von Ten Years After – tolle und sympatische Musiker!

Index: Solo Tonträger Marcus Bonfanti, Hard Times, What Good Am I To Your, Shake The Wall

Index: Mitglied bei Gruppen Colin Hodgkinson, Backdoor, Alexis Korner, Whitesnake. Im Studio mit Mick Jagger, Jon Lord, Chris Rea etc.

* Herzlichen Dank an das Management, die dieses Interview ermöglicht haben

* Ein grosses Dankeschön an Jerry Junkins, die mich professionell unterstützt (geführt) hat und für die tolle Übersetzung verantwortlich ist – toll gemacht!

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